Wie sollte ein Participation Companion gestaltet werden, um gute Partizipation zu ermöglichen?

Im Rahmen eines digitalen Design Thinking Workshops haben wir uns damit befasst, wie ein virtueller Companion dabei unterstützen kann, gute und zielgerichtete Partizipation zu fördern. Im Workshop wurde insbesondere untersucht, welche Anforderungen und Bedürfnisse potenzielle Nutzer:innen bezüglich eines virtuellen Companion zur Unterstützung und Förderung von Partizipation haben und wie diese umgesetzt werden können. Dazu wurde zunächst geklärt, was Menschen unter Partizipation verstehen, welche Gründe es für Partizipation gibt und wie Menschen zum Partizipieren motiviert werden können. Auf Basis der 6 Design Thinking Phasen (Empathize, Define, Ideate, Prototype, Test) sind so zwei Ideen für einen Participation Companion entstanden.

Ablauf

An unserem digitalen Workshop nahmen sechs Teilnehmer:innen im Alter von 21 bis 26 Jahren teil. Diese sollten als potenzielle Nutzer:innen des virtuellen Companion zur Partizipationsunterstützung (Participation Companion) fungieren.

In Phase 1 wurde in das Thema „Partizipation“ eingeführt. Die Teilnehmer:innen wurden auf diese Weise mit dem Zweck des virtuellen Companion vertraut gemacht. Auf dieser Grundlage konnten in Phase 2 Ziele, Wünsche und Bedürfnisse (nicht) partizipierender Menschen mit Hilfe von Personas abgebildet werden.  Phase 3 stellte nun den Übergang zum virtuellen Companion dar. Die Teilnehmer:innen sollten sich Ideen für die Übersetzung der Bedürfnisse und Ziele der Personas in einen virtuellen Companion überlegen. In Phase 4 wurden diese Ideen konkret umgesetzt und formuliert. Dazu wurden in zwei Gruppen Lösungsansätze für einen Participation Companion (kurz: PartComp) erstellt. Abschließend sollten in Phase 5, die Lösungsansätze aus Phase 4 hinterfragt und Chancen sowie Herausforderungen eines Participation Companion identifiziert werden.

Das Whiteboard-Tool „miro“ diente dabei als digitaler Workspace, auf den alle Teilnehmer:innen während des Workshops zugreifen konnten.

Was ist eigentlich Partizipation und warum partizipieren Menschen (noch nicht)?

Die erste Workshopphase fokussierte zunächst den Austausch der Teilnehmer:innen über Partizipation. Dabei schilderten einige ihre eigenen Erfahrungen mit Partizipation wie zum Beispiel Demonstrationen oder Petitionen. Schnell drehte sich das Gespräch auch um die Angst vor Partizipation, welche insbesondere bei Menschen auftritt, deren Meinung durch die Politik oder Gesellschaft unterdrückt wird. Ebenso wurde fehlende Aufklärung oder mangelndes Interesse als Grund dafür genannt, dass bisher noch nicht partizipiert wird.

Dennoch gilt laut der Teilnehmer:innen: aktuelle Themen, die die Menschen beschäftigen, führen zu Partizipation. So kann durch Partizipation kann ein gemeinsames Ziel erreicht werden.

Markus, Anna, Stefan und Lisa

Für die zweite Workshop-Phase wurden die Teilnehmer:innen in zwei 3er Gruppen eingeteilt und bekamen die Aufgabe, jeweils zwei Personas zu erstellen. Diese von den Gruppen entwickelten Personas stellen fiktive Personen dar, anhand derer folgende Ziele und Bedürfnisse von (Nicht-) Partizipierenden abgeleitet werden konnten:

 

Silent Brainstorming

Nachdem sich die Teilnehmer:innen intensiv mit dem Thema Partizipation auseinandergesetzt hatten, konnte in Phase 4 die Verknüpfung von Partizipation mit einem virtuellen Companion erfolgen. Bei einem „Silent Brainstorming“ sollte die gesamte Gruppe Ideen dazu sammeln, wie sich die Ziele und Bedürfnisse von (Nicht-) Partizipierenden in einen virtuellen Companion übertragen lassen. Nach der Anmerkung „es gibt kein richtig oder falsch und jeder Gedanke zählt“, konnten alle Teilnehmer:innen ihren Gedanken freien Lauf lassen. Zusammenfassend sind neben Ideen für einen Participation Companion auch einige Herausforderungen aus den Gedanken der Teilnehmer:innen hervorgegangen:

Und wie sollte nun ein Participation Companion aussehen?

Wieder wurde in zwei 3er Gruppen zusammengearbeitet um einen konkreteren Entwurf für den Participation Companion zu erarbeiten. Dabei sind zwei, Ideen entstanden:

Idee #1 beinhaltete einen neutralen und informierenden Participation Companion, der keine wirkliche Beziehung zu den Nutzer:innen aufbaut. Idee #2 wünschte sich den PartComp als „großen Bruder“, der Nutzer:innen sämtliche Fragen rund um die Partizipation beantwortet und mit dem eine Vertrauensbasis aufgebaut wird.

Bezüglich der Konfigurierbarkeit wünschten sich beide Gruppen, dass das Aussehen und die Sprache individuell anpassbar sind. Hinzu kommt außerdem die individuelle Anpassung der Speicherung der Daten durch die Nutzer:innen. Besonders wichtig war es auch beiden Gruppen, dass sich kein:e Nutzer:in diskriminiert oder ausgeschlossen fühlt, sei es durch die Ausdrucksweise des PartComp oder die Informationen, die er vermittelt.

 

Segelt der Participation Companion direkt ins Ziel und kann gute Partizipation ermöglichen oder wird er von seinen Ankern festgehalten?

Die Sailboat-Technik diente abschließend dazu, herauszufinden an welchen Stellen die Teilnehmer:innen des Workshops mögliche Chancen und Herausforderungen des PartComp sehen.

Als besonders große Herausforderung des Participation Companion gelten laut der Teilnehmer:innen Probleme mit der Internetverbindung sowie der Datenschutz. Eine große Chance sehen die Teilnehmer:innen allerdings darin, dass der PartComp die Nutzer:innen über Partizipation aufklären und informieren kann und somit die Partizipation erleichtert.

Unser Fazit:

Der Workshop konnte uns Einblicke in die Bedürfnisse potenzieller Nutzer:innen und spannende Ideen bezüglich der Umsetzung eines Participation Companion geben.

Wesentlich sind dabei folgende Ergebnisse:

An welchen Stellen kann der PartComp unterstützen?

  • Ermöglichung von anonymer Partizipation (Angst vor Partizipation entgegenwirken, insbesondere in Bereichen, in denen Meinung durch die Politik oder Gesellschaft unterdrückt werden)
  • Verbesserung der Aufklärung und Information über aktuelle Partizipationsmöglichkeiten
  • Schaffung eines Interaktionsraum für Menschen, die partizipieren und ein gemeinsames Ziel erreichen möchten (Kontaktvermittlung)

Welche Aufgaben und Ziele hat der PartComp?

  • Aufgaben: Aufklärung und Unterstützung bei der Durchführung von und Teilnahme an der Partizipation
  • Ziele: Unterstützung und Verbesserung der Partizipation durch Hilfsbereitschaft

Welche Anforderungen haben Nutzer:innen an den PartComp?

  • Konfigurierbarkeit von Aussehen und Sprache
  • Anpassung bei Datenfreigabe/-speicherung
  • besonders wichtig: kein:e Nutzer:in darf sich durch die Ausdrucksweise oder die übermittelten Informationen des PartComp diskriminiert oder ausgeschlossen fühlen

Welche Chancen und Herausforderungen des PartComp lassen sich identifizieren?

  • Herausforderungen: Internetprobleme und Datenschutz
  • Chance: Erleichterung von Partizipation durch Aufklärung und Information

Welche Fragen bleiben offen?

  • Lassen sich nicht-partizipierende Menschen, die ihre eigenen, subjektiven Bedürfnisse befriedigen möchten, mit dem PartComp erreichen? Wenn ja, wie kann dies erreicht werden?
  • Wie stark darf sich der PartComp an Nutzer:innen anpassen, ohne dass er sich in eine unerwünschte wie z.B. rassistische Richtung entwickelt?
  • „Neutraler Beratender“ vs. “Großer Bruder“: Wie ausgeprägt sollte die Beziehung zwischen dem PartComp und den Nutzer:innen sein, um zielgerichtete Partizipation unterstützen und fördern?
Varinia Wittholz
Varinia Wittholz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Related